Eine Lektion in Multi-Kulti aus der Geschichte der USA
Ob German- oder Italian-, Asian- oder African-Americans: In den Vereinigten Staaten ist der Bindestrich, früher ein Schimpfwort, nachgerade zu einem Zeichen der Distinktion geworden – vor allem bei denjenigen Gruppen, bei denen wir heute eher von „symbolischer Ethnizität“, ohne sprachliche und institutionelle Strukturen, sprechen. Hier haben Gesellschaft und Staat Multikulturalismus auf einem flachen Niveau anerkannt, und gleichzeitig haben sich die USA damit von der ehemals überaus starken Betonung des angelsächsischen Erbes etwas fortbewegt.
In Deutschland dagegen, wo das „germanische Erbe“ als mögliches Äquivalent durch den Nationalsozialismus anrüchig geworden und heute nicht mehr tragfähig ist, hat man sich auf die „christlich-abendländische“ und neuerdings auch auf die „christlich-jüdische“ Leitkultur verständigt. All das findet in einem Kontext der Renationalisierung statt, zu dem nicht nur die Probleme auf europäischer Ebene, sondern auch die relativ massive Einwanderung beigetragen haben. Hier könnten sich in Zukunft die Konflikte noch zuspitzen, etwa zwischen Deutschen und „deutschen Türken“ (aber auch zwischen afrikanischen Migranten). Bereits heute werden Menschen mit türkischem Migrationshintergrund durch Interventionen türkischer Politiker, etwa des Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan, in erhebliche Loyalitätskonflikte gebracht.