Ausgabe Oktober 2011

Kapitalismus versus Demokratie

Vom Widerspruch der bürgerlichen Gesellschaft

Dass die ökonomische Krise des Jahres 2008 nicht die definitiv letzte kapitalistische Krise sein würde, war bereits im Augenblicke ihres Aufbrechens klar. Wie dramatisch sie sich aber binnen nur dreier Jahre entwickeln würde, sahen nur die Wenigsten voraus. Denn damals, immerhin, demonstrierten die kapitalistischen Akteure Lernbereitschaft. Plötzlich priesen sie als Heilmittel, was ihnen noch Monate zuvor als linksextremistische Einfälle erschienen wäre. Schlagartig war der Staat wieder gefragt und Neokeynesianer, zuvor regelrecht geächtet, wurden wieder am Tisch der Bescheidwisser geduldet. Anerkennung wurde dem zuteil, der auf frühe Warnungen verweisen konnte oder sich rechtzeitig von den Spekulationsgeschäften zurückgezogen hatte. Und die Vorstellung eines sich selbst regulierenden Marktes schien zunächst regelrecht konterkariert – durch all die Billionen, die die Staaten zur Rettung der Finanzinstitutionen und mancher Industriezweige aufbringen mussten.

Heute aber wissen wir: In den Grundzügen blieb alles beim Alten, auch der Trend der Vermögensverteilung von unten nach oben.

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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