Ausgabe April 2012

Wer rettet den Emissionshandel?

Im Schatten der Eurokrise gerät ein anderes europäisches Vorzeigeprojekt in Not: der europäische Emissionshandel, ein Kernstück der gemeinsamen Klimaschutzpolitik. Damit droht dem Kampf gegen die Erderwärmung – nach der enttäuschenden Klimakonferenz von Durban im Dezember 2011 und der Auszehrung des Kyoto-Protokolls – ein weiterer herber Rückschlag.

Innerhalb weniger Monate ist der Preis für europäische CO2-Emissionszertifikate von rund 17 auf 7 bis 9 Euro eingebrochen. Die Folge: Klimaverschmutzer kommen günstig davon, während Investitionen in grüne Technologien an Attraktivität verlieren.

Mit dem CO2-Preis kollabieren auch die Erlöse aus der Versteigerung von Emissionszertifikaten, mit denen die EU-Staaten ihre Klimapolitik finanzieren. Die Bundesregierung rechnet damit, ein Drittel der über zehn Mrd. Euro, die sie bis 2015 aus der Auktionierung eingeplant hatte, abschreiben zu müssen.[1] Marktanalysten gehen davon aus, dass damit nicht nur das Geld für die nationale Förderung von Gebäudesanierung, Solarheizungen und Elektroautos fehlen, sondern auch die Finanzierung des in Durban beschlossenen Green Climate Fund zur Unterstützung der Länder des globalen Südens auf der Kippe stehen würde.

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