
Bild: Pete Barr-Watson
Kaum war das Jungengesicht Jamie Dimons von der JP Morgan Chase Bank aus den CNN-Nachrichten verschwunden, da folgte ihm auf den Bildschirmen schon dasjenige Bob Diamonds nach, des (jetzt ehemaligen) Vorstandsvorsitzenden der Barclays Bank. Dieser wird beschuldigt, der eigentliche Verantwortliche für den größten Finanzskandal der britischen Geschichte zu sein. Die Kommentatoren schäumten vor Wut über die „stinkende Kloake“, die da aufgedeckt worden sei – „aufgedeckt“, man höre und staune, vier lange Jahre nach der Enthüllungsgeschichte des „Wall Street Journals“ über Libor-Manipulationen. Diese London interbank offered rate – abgekürzt Libor – basiert auf dem Durchschnitt der Zinssätze, zu denen Banken einander Geld leihen. So jedenfalls die Theorie. Dieser Interbankensatz wird jeden Morgen durch eine ausgewählte Gruppe von Banken neu festgelegt. Jede Bank „benennt“ dazu die Zinssätze, für die sie ihrer Meinung nach den kollektiven Geldpool anzapfen könnte, von Übernachtkrediten bis zu solchen mit zwölfmonatiger Laufzeit.
Am Libor orientieren sich Investoren weltweit – die „Financial Times“ schätzt, dass er Geschäftsverträgen im Wert von insgesamt 350 Billionen US-Dollar zugrunde liegt. Er gilt auch als Indikator dafür, wie gesund eine Bank ist.