Ausgabe April 2013

Zurück zum Wesentlichen

Was wir zum guten Leben brauchen

Viele große Denker sagen uns schon seit Langem, Wirtschaftswachstum könne uns nicht glücklich machen. So schrieb 1751 etwa Jean-Jacques Rousseau, dass „der Fortschritt der Wissenschaften und Künste nichts zu unserer wahren Glückseligkeit beigetragen hat”.[1] Vielmehr habe er Neid, Ehrgeiz und nutzlose Neugier gefördert – Leidenschaften, in deren Natur es liege, dass sie nie ganz oder universell befriedigt werden könnten. Wahres Glück sei das Ergebnis einfacher Vorlieben und ungekünstelter Tugenden. Das Symbol dafür sei das antike Sparta, nicht das moderne Paris.

Rousseaus Klage wurde kürzlich wieder aufgenommen, diesmal untermauert mit Statistik. Die „ökonomische Glücksforschung“, wie das neue Forschungsgebiet heißt, behauptet, nachweisen zu können, dass die Menschen in den Industrieländern zwar alles in allem ziemlich glücklich sind, aber nicht noch glücklicher werden. Das Glücksniveau in Großbritannien hat sich demnach seit 1974 kaum verändert, während sich das reale Pro-Kopf-Einkommen im selben Zeitraum beinahe verdoppelt hat. In anderen Industrieländern sieht es ähnlich aus. Ab einem gewissen Niveau scheinen Einkommen und Glück nicht mehr gekoppelt zu sein.

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