Ich kann „unsere“ Probleme mit der Versorgung von Flüchtlingen oder der Bedrohung durch den IS gerade nicht so wirklich in eine Relation bringen zu den sich zeitgleich abspielenden, aber um so vieles dramatischeren Problemen, die durch kapitalistische Raffgier verursacht werden: speziell die Umweltkatastrophe am Rio Doce in Brasilien (mehrere Millionen Menschen haben keinen Zugang zu Trinkwasser, ihre Lebensgrundlagen sind zerstört) oder die Brandstiftungen in Indonesien (500 000 Menschen mit Atemwegserkrankungen, riesige Flächen Urwald inklusive Tiere verbrannt).
Dass gegen diese systematische Erzeugung von Elend und Leid etwas unternommen wird, ist leider sehr viel unwahrscheinlicher, als dass der IS irgendwann besiegt wird. Und genau deshalb wäre es wichtig, dort „mitzuleiden“ und zu überlegen, ob sich irgendetwas tun lässt. Zumindest könnten wir diesen Ereignissen einen Teil unserer Aufmerksamkeit widmen.
Ich weiß, dass es unsinnig ist, existenzielle Probleme gegeneinander aufzurechnen, weil jedes für sich absolut wichtig ist. Aber die Diskrepanz der Kategorien, unter denen zurzeit Dinge als „wichtig“ und „unwichtig“ einsortiert werden, ist für mich schwer auszuhalten.