Ausgabe April 2017

Katar, Saudi-Arabien und Israel: Geeint gegen Assad?

Ende Februar schlug der israelische Verteidigungsminister Avigdor Lieberman den Golfstaaten ein militärisches Bündnis nach dem Vorbild der Nato vor. Der Schritt erscheint nur auf den ersten Blick überraschend: Bereits seit längerem gibt es hinter den Kulissen Kontakte zwischen Saudi-Arabien und Israel. Diese Kooperation ist vor allem auch eine Folge des militärisch-politischen Vakuums im Nahen und Mittleren Osten, das durch den Rückzug der Vereinigten Staaten aus der Region entstanden ist. Neben Israel befürchten insbesondere die sunnitisch geprägten Golfmonarchien Saudi-Arabien und Katar ein Wiedererstarken des schiitisch geprägten Iran.

Tatsächlich hat die Islamische Republik Iran infolge der gescheiterten US-Intervention im Irak in den vergangenen Jahren massiv an Gewicht gewonnen. Einerseits trug der Krieg dazu bei, eine schiitisch dominierte Regierung in Bagdad zu etablieren, andererseits kontrolliert diese unter dem Banner der Haschd al Schaabi (Volksmobilisierungseinheiten oder auch PMUs) große Teile der mächtigen irakischen Milizen. Auch in Syrien wuchs der iranische Einfluss nach der Machtübernahme Baschar al-Assads im Jahr 2000. Damit ist Teherans Vision eines schiitischen Halbmonds, der bis in den Libanon reicht, wo die Hisbollah treu ergeben Befehle entgegennimmt, vorerst Wirklichkeit geworden.

Sie haben etwa 9% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 91% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Die geschürte Migrationspanik

von Naika Foroutan

Zwei islamistische Anschläge in Deutschland – der tödliche Angriff auf einen Polizisten in Mannheim mit sechs zusätzlichen Verletzten am 31. Mai 2024 sowie der Anschlag in Solingen am 23. August 2024, bei dem drei Menschen getötet und acht weitere verletzt wurden – haben das Land stark erschüttert.