Wie die herrschende Rentenpolitik unsere Demokratie aufs Spiel setzt

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Die Gesetzliche Rentenversicherung ließ bei ihrem Start vor 60 Jahren, am 23. Februar 1957, ein Sterntalermärchen wahr werden: Ohne dass sie jemals einen Beitrag in das neue System der Produktivitätsrente gezahlt hatten, erhielten die hungerleidenden Rentner der Nachkriegszeit buchstäblich über Nacht lohnersetzende und lebensstandardsichernde Renten.[1] Das Rentenniveau sprang um 60 Prozent in die Höhe und legte damit zugleich die Latte für den Erwartungshorizont fortan sehr hoch.
20 Jahre später schon begann jedoch trotz steigender Beiträge der Sinkflug des Rentenniveaus und mittlerweile liegen viele Renten – vor allem die der Frauen – unter der Armutsgefährdungsschwelle.[2] Dabei war bisher weniger die Demographie die Ursache dieser Entwicklung als vielmehr die sich verändernde Verteilung des Volkseinkommens zwischen Kapital und Arbeit, welche die Lohnquote zunehmend nach unten drückte. Der Altenquotient[3] dagegen stieg in der Vergangenheit nur moderat an.[4] Das aber wird sich in den kommenden Jahren rasant ändern – und zwar in dem Maße, in welchem die Jahrgänge der sogenannten Babyboomer in den Ruhestand übergehen und mit den schrumpfenden Zahlen der Neueinsteiger in den Arbeitsmarkt kollidieren. Daraus folgt: Machen wir mit dem lohnbasierten Rentensystem weiter, wird der Absturz für viele unvermeidlich sein.