
Sollte es dieser Tage tatsächlich zum Ende der Ära Merkel kommen, kann sich vor allem einer der vielen journalistischen Büchsenspanner einen Orden von Markus Söder ans Revers heften lassen – nämlich Julian Reichelt. Seit Monaten lässt der neue „Bild“-Chefredakteur keine Gelegenheit aus, nur ein einziges Thema hochzuziehen, nämlich die Flucht und ihre Folgen. Ob beim Bamf-Skandal oder der Ermordung der 14jährigen Susanna in Wiesbaden, die Stoßrichtung ist immer dieselbe: Volle Kanne gegen Merkel und Co.!
Schon kurz nach der Bundestagswahl hatte „Bild“ per Petition („Unterschreiben Sie hier!“) gefordert: „Merkel soll Abschiebung zur Chefsache machen!“ und damit klar für eine harte Linie plädiert. Der absolute Höhepunkt der Kampagne war jedoch – welch Zufall – just der 14. Juni, der entscheidende Tag nach dem ergebnislosen Nachttreffen von Merkel und Seehofer, Söder und Bouffier im Kanzleramt. „Bild“ titelte auf Seite 1: „Asyl-Streit mit Seehofer. Merkel ganz allein. Nur drei Unions-Abgeordnete stellen sich hinter die Kanzlerin“. Und auf Seite 2 heißt es weiter: „BILD fragte alle Unions-Abgeordneten des Bundestags, ob sie FÜR oder GEGEN eine Zurückweisung von bereits registrierten Flüchtlingen sind.