Was gegenwärtig auf der politischen Weltbühne passiert, ist mit normalen Begriffen kaum mehr zu fassen: Noch vor Kurzem schien die verbale Eskalation zwischen Donald Trump und Kim Jong-un – zwischen „little rocket man“ und dem mit dem „größeren“ Atomknopf – auf eine militärische Entladung zuzulaufen. Jetzt aber schreiben sie sich amouröse Briefe und Trump hat sich „verliebt“.[1] Dagegen steht laut UNO-Generalsekretär António Guterres die Welt erstmals seit dem Ende des Kalten Krieges vor einer unmittelbaren nuklearen Bedrohung. Und auch führende Atomforscher sehen die Atomkriegsuhr auf zwei vor zwölf. Die Sorge der Experten und die Furcht der Menschen haben – leider – einen realen Kern. Wie die Zahlen des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri zeigen, modernisieren alle Atommächte – die offiziellen wie die inoffiziellen – ihre nuklearen Potentiale.[2] Zwar sank die Zahl der Atomsprengköpfe von 14 935 im Jahr 2017 auf 14 465 in diesem Jahr, doch es werden Milliarden in ihre Modernisierung und damit ihre Schlagkraft investiert. Allein in den USA sind es 400 Mrd. US-Dollar im Zeitraum zwischen 2017 und 2026. In der Spannung um die koreanische Halbinsel spiegelt sich ein weiteres Risiko. Anders als im Kalten Krieg geht es heute nicht mehr um zwei Akteure in zwei Blöcken.
In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist.