Ausgabe Oktober 2019

Politisch oder nicht: Was ist ein Museum im 21. Jahrhundert?

Es gibt Streit im Internationalen Museumsrat ICOM, dem mit rund 45 000 Mitgliedern und 20 000 Museen aus 138 Ländern größten Museumsverband der Welt. Ausgelöst hat ihn die Frage, was ein Museum ist. Seit 1946 definiert ICOM immer wieder neu seine Sicht auf die Institution. Diese Definitionen sind kulturpolitische Statements, diefür alle Typen von Museen weltweit gelten müssen – vom ehrenamtlich geführten Derendinger Heimatmuseum bis zum prestigeträchtigen New Yorker Metropolitan Museum of Art, vom üppig finanzierten chinesischen Nationalmuseum in Peking bis zum gerade niedergebrannten brasilianischen Nationalmuseum in Rio de Janeiro, vom forschungsstarken Naturkundemuseum in der Stadt bis zum bürgernahen Handwerksmuseum auf dem Land, für Museen in Demokratien, Militärdiktaturen oder in Ländern mit autokratischen Regimen.

Die letzte Definition stammt von 2007: „Ein Museum“, definierte ICOM seinerzeit, „ist eine gemeinnützige, auf Dauer angelegte, der Öffentlichkeit zugängliche Einrichtung im Dienste der Gesellschaft und ihrer Entwicklung, die zum Zwecke des Studiums, der Bildung und des Erlebens materielle und immaterielle Zeugnisse von Menschen und ihrer Umwelt beschafft, bewahrt, erforscht, bekannt macht und ausstellt.“ [1]

Diese Definition ist funktional und schmucklos.

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