
Bild: Martin Huber und Markus Söder auf einer Pressekonferenz in der CSU-Landesleitung in München, 6.5.2022 (IMAGO / Sven Simon)
Er kann einem wirklich leid tun, der Markus Söder. Da wurde er erst um die verdiente Kanzlerkandidatur gebracht, weil er einem kleinwüchsigen Aachener Nachkommen Karls des Großen den Vorrang lassen musste, und nun muss er sich wieder bis zum Herbst 2023 auf sämtlichen bayerischen Jahrmärkten und Sparkassen-Eröffnungen rumtreiben, um endlich einmal eine Landtagswahl zu gewinnen.
Deshalb dachte Söder sich, dass sein langjähriger Generalsekretär Markus Blume, ein ehemaliger Eiskunstläufer und für CSU-Verhältnisse wahrer Feingeist, für das erforderliche Holzen im Lande doch nicht geschaffen sei. Er machte ihn zum Kultusminister und berief statt seiner den ehemaligen Staatssekretär im Bundesinnenministerium Stephan Mayer. Dass er eigentlich genau der richtige Kandidat für den Job des Partei-Kampfhunds war, machte Mayer prompt klar, indem er einem „Bunte“-Reporter mit Vernichtung drohte. Dieser hatte aufgedeckt, dass der ach so wertkonservative Mayer seit Jahren für ein uneheliches Kind keine Alimente zahlt. „Ich werde Sie ausfindig machen, ich verfolge Sie bis ans Ende Ihres Lebens – ich verlange 200 000 Euro Schmerzensgeld, die müssen Sie mir noch heute überweisen“, so Mayer im Stile eines Mafioso. „Eine menschliche Tragödie“ befand nach dessen Rücktritt „wegen gesundheitlicher Probleme“ Markus Söder – wohl bereits ahnend, dass ein derart perfekter CSU-Generalsekretär nur noch schwer zu finden sein würde.
Konsequenterweise blieb er demselben Profilbild treu: „ländlicher Raum, konservativ, katholisch“. Der Zufall wollte es, dass just in Mayers urchristlichem Wahlkreis Altötting ein Mann ähnlichen Kalibers unterwegs war, nämlich der Landtagsabgeordnete Martin Huber. Genauer: Dr. Martin Huber. Mit Doktorarbeit zum Thema „Der Einfluss der CSU auf die Westpolitik der Bundesrepublik Deutschland von 1954 bis 1969 im Hinblick auf die Beziehungen zu Frankreich und den USA“. Was für eine Verheißung! Schließlich hatte es ein gewisser Helmut Kohl mit dem ähnlich wegweisenden Dissertationsthema „Die politische Entwicklung in der Pfalz und das Wiedererstehen der Parteien nach 1945“ einst bis ins Kanzleramt gebracht. Sollte der CSU damit also endlich der lange ersehnte Erlöser erschienen sein? Schließlich hatten alle zumindest potentiellen CSU-Kanzler zuvor als Generalsekretäre geackert, von Strauß über Stoiber bis zu Guttenberg und Söder.
Jetzt also Huber! Dumm nur, dass der Jurist und Plagiatsexperte Jochen Zenthöfer laut Spiegel.de bereits auf den ersten 26 Seiten von Hubers Arbeit insgesamt 25 Zitate ohne oder mit falscher Quellenangabe identifizierte. Hubers Glück: Nach der damaligen Prüfungsordnung der hoch ehrwürdigen Ludwigs-Maximilians-Universität München kann der Titel nur bis zu fünf Jahre nach der bestandenen Prüfung entzogen werden – und seine Arbeit stammt von 2008. Söder aber befürchtet nun, dass er einen Wadenbeißer ohne Doktortitel und daher mit Beißhemmung engagiert hat. Er soll daher bereits Kontakt zu einem Mann aufgenommen haben, der als Ex-CSU-Generalsekretär über einschlägige Erfahrungen verfügt. Einem, dem wirklich alles zuzutrauen ist. Denn dessen Lebensmaxime lautet, „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert“, und sein Name – Andi Scheuer. Zieht Euch also kalt an, Ihr Volk der Bayern! Denn eines ist sicher: Der Mann sorgt für Feuer in der Bude, wo auch immer es bei ihm gerade anbrennt.