Ausgabe Juli 2022

Regime Change gegen Putin? Dringend davon abzuraten!

»Frieden ohne Putin« (IMAGO/ZUMA Wire)

Bild: »Frieden ohne Putin« (IMAGO/ZUMA Wire)

Die Vorstellung, alles wäre wieder gut, wenn nur Putin aus dem Kreml verschwunden sei, hat in der Tat etwas Verführerisches: Wir könnten die Erhöhung der Rüstungsausgaben (mindestens) halbieren und abwarten, wie sich die neue Lage entwickelt; die Entkopplung der russischen und europäischen Wirtschaftskreisläufe müsste vorerst nicht vollzogen werden; und die Ukraine würde in den Grenzen von Anfang 2014 wieder hergestellt. Der Frieden in Europa wäre gerettet und der Wohlstand der EU-Staaten gesichert. Der notorische Störenfried im Osten Europas wäre weg, und alles wäre wieder gut. – Aber wäre das wirklich so? Würde es tatsächlich genügen, eine einzige Person auszutauschen, um all das wieder ins Lot zu bringen? Oder würde dem aus dem Amt entfernten Putin umgehend ein anderer nachfolgen, der die Politik der Repression im Innern und der Aggression nach außen fortsetzt und dabei von einer Mehrheit der russischen Bevölkerung unterstützt wird? Was wäre dann gewonnen, außer dass der physisch schwer angeschlagene Putin durch einen jüngeren Autokraten ersetzt worden wäre?

Nein, die Auswechslung einer einzigen Person an der Spitze Russlands dürfte kaum genügen, um die gewünschten Verhältnisse herzustellen.

Juli 2022

Sie haben etwa 6% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 94% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (11.00€)
Druckausgabe kaufen (11.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Januar 2026

In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Ukraine: Zwischen Korruption und Diktatfrieden

von Yelizaveta Landenberger

Anfang Dezember herrschte rege Pendeldiplomatie, während die Bombardierung ukrainischer Städte und die russischen Vorstöße an der Front unvermindert weitergingen. Völlig unklar ist, ob der im November bekannt gewordene US-»Friedensplan« auch nur zu einem Waffenstillstand führen kann.