Über die roten Linien im Ukrainekrieg

Bild: Panzer werden mit dem Zug transportiert, Tübingen, 4.2.2023 (IMAGO / Eibner-Pressefoto / Dimitri Drofit)
Es war durchaus ein Coup, als der Bundeskanzler sich Mitte Januar nach langem Zögern zur Lieferung von Leopardpanzern bereiterklärte – unter der Bedingung, dass auch Abrams-Panzer von den USA geliefert würden. Ob die zugesagten modernen Panzer allerdings tatsächlich das richtige Mittel zum richtigen Zeitpunkt sind, hängt entscheidend von der Strategie ab, in welche sie eingebunden werden. Wenn sie dazu dienen, einen weiteren Vormarsch der russischen Truppen aufzuhalten und die Stellungen der Ukrainer zu befestigen, also zur Verteidigungsfähigkeit der Ukraine beitragen und das Kriegsgeschehen nicht weiter eskalieren lassen, dann erfüllen sie zweifellos eine positive Funktion. Sie werden dem Krieg aber nicht – als vermeintlicher Game Changer – eine entscheidende Wende geben. Die meisten Militärexperten warnen ohnehin davor, die Wirkung von technologisch hochwertigem Material zu überschätzen. Je moderner und ausgefeilter die Systeme sind, desto anfälliger sind sie, desto größer ist der Reparaturaufwand, desto komplizierter wird die dafür erforderliche Logistik – und desto mehr Ausbildung ist für ihre Bedienung notwendig.
Fest steht aber auch, dass die russische Armee schon lange versucht, durch Heranführung zusätzlichen Materials ihre Ausgangsposition für weitere militärische Auseinandersetzungen zu verbessern.