
Bild: Kolumbiens Präsident Gustavo Petro, Bogotá, 9.5.2023 (IMAGO / VWPics / Chepa Beltran)
Als Gustavo Petro im vergangenen August in den kolumbianischen Präsidentenpalast Casa de Nariño einzog, war das ein absolutes Novum: Erstmals in der Geschichte des Landes stand mit ihm ein linker Politiker an der Spitze des extrem konservativ geprägten Staates.[1] Petro und seine Vizepräsidentin, die afrokolumbianische Umweltaktivistin und Bürgerrechtlerin Francia Márquez, versprachen einen umfassenden „Wandel für das Leben“: einen Friedensschluss mit der linksgerichteten „Nationalen Befreiungsarmee“ ELN sowie den anderen im Land agierenden bewaffneten Gruppen, eine Landreform und tiefgreifende Reformen des Arbeits- und Gesundheitssektors. Auch dem Klimawandel und der Korruption sagte das neue Duo an der Regierung den Kampf an. Kurzum: Petro und Márquez wollten das Land von Grund auf umwälzen – zugunsten der ärmeren, historisch vernachlässigten Kolumbianer:innen. Nun aber zeigt sich, wie schwierig es ist, den angestrebten Wandel voranzubringen.
Nach nur neun Monaten im Amt verkündete Petro Ende April überraschend den Bruch mit seiner bisherigen Regierungskoalition, der neben seinem eigenen linken Parteienbündnis Pácto Histórico auch mehrere Mitte-rechts-Parteien – Liberale, Konservative und die Partido de la U des einstigen Präsidenten Juan Manuel Santos – angehörten. Auf einen Schlag ersetzte er gleich sieben Minister:innen, nachdem er noch einen Tag zuvor alle 18 Minister:innen formal zum Rücktritt aufgefordert hatte.