Das Fiasko der französischen Afrikapolitik

Bild: Junge nigrische Frauen demonstrieren mit einem Schild mit der Aufschrift »Nieder mit Frankreich« nach dem Putsch in Niamey, 20.8.2023 ( IMAGO / Souley Abdoulaye / Afrikimages Age)
Françafrique: Der lautmalerische Neologismus, der nach dem Zweiten Weltkrieg die enge Verbundenheit Frankreichs mit seinen Kolonien in West- und Zentralafrika ausdrücken sollte und unter dem nach der Dekolonisation die politische, wirtschaftliche, kulturelle und militärische Kooperation fortgesetzt wurde, hat heute jeden guten Klang verloren. Vor allem für junge Afrikanerinnen und Afrikaner steht er für alles, was sie loswerden wollen: neokoloniale Dominanz, ökonomische Dependenz, kulturelle Dekadenz, militärische Demütigung.[1] In den letzten Monaten machte sich in diversen Sahelstaaten eine lange aufgestaute Wut über die ehemalige Kolonialmacht Luft. Frankreich ist verhasst und wird regelrecht aus Afrika herausgefeuert, wobei es anderen und weit stärkeren imperialistischen Mächten Platz macht: Russland und China. Statt der quergestreiften Trikolore schwenken Demonstranten in Bamako und Niamey die längsgestreifte der Russischen Föderation, deren Wagner-Söldner dort seit langem präsent sind. Und der Hinauswurf Frankreichs wird begleitet von einer rasanten Entdemokratisierung der Region mit der Festigung von Militärregimen und denselben autoritären Staatsklassen, die die French Connection lange zur eigenen Bereicherung und zur Unterdrückung ihrer Bevölkerung genutzt hatten.
Doch der Reihe nach.