
Bild: Am 8.1.2023 stürmten Anhänger des Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro mehrere Regierungsgebäude in Brasília (IMAGO / Fotoarena / Eduardo Lima)
Seit über einem Jahr ist Luis Inácio „Lula“ da Silva mittlerweile wieder im Amt. Mit dem Slogan „Brasilien ist wieder da!“ feierte er im Oktober 2022 seinen knappen Wahlsieg über den rechtsradikalen damaligen Präsidenten Jair Bolsonaro als Rückkehr zur Demokratie und auf die Weltbühne. Doch immer mehr zeigt sich, an welch seidenem Faden die Demokratie bei seiner Amtsübernahme hing – mit gravierenden Folgen für Lulas aktuelle Präsidentschaft. Wohl kaum eine Amtsübernahme eines neuen Staatschefs weltweit dürfte von solchen Turbulenzen erschüttert worden sein wie die des mittlerweile 78-jährigen Ex-Gewerkschafters in Brasilien. Nur eine Woche nach seinem Amtsantritt, am 8. Januar 2023, kam es zu einem gewaltsamen Umsturzversuch – der, wie Ermittlungen inzwischen ergaben, unter maßgeblicher Beteiligung von Militärs und wohl unter Federführung von Ex-Präsident Jair Bolsonaro ausgeführt worden war. Rund 4000 „Bolsonaristas“, wie die Anhänger des mit zwei Millionen Stimmen in der Stichwahl besiegten Bolsonaro auch genannt werden, überfielen den Regierungssitz Palácio do Planalto und zertrümmerten dort Mobiliar, elektronische Geräte und Kunstgegenstände in Millionenwert. Damit brachten sie nicht nur ihre Ablehnung Lulas zum Ausdruck, sondern auch einen seit Jahren geschürten Hass auf den Rechtsstaat.