Ausgabe August 2024

Die Wut der Bauern: Von rechts beackert, von links ignoriert

Bauern protestieren vor dem Brandenburger Tor in Berlin. Ein Teilnehmer hat an einer Mistgabel mit Strick symbolisch die Ampel erhängt, 8.1.2024 (IMAGO / epd)

Bild: Bauern protestieren vor dem Brandenburger Tor in Berlin. Ein Teilnehmer hat an einer Mistgabel mit Strick symbolisch die Ampel erhängt, 8.1.2024 (IMAGO / epd)

Seit Monaten kommt es in vielen Ländern der EU zu großen Bauernprotesten. Während diese einerseits legitime Anliegen vieler Landwirt:innen zum Ausdruck bringen, haben sie andererseits auf EU-Ebene bereits zur Lockerung wichtiger Umweltauflagen geführt und untergraben damit den Green Deal der EU. Zugleich wächst die Sorge darüber, dass rechte Parteien den Protest vereinnahmen oder davon profitieren können.

Die Sorge ist nicht unberechtigt: Der Verein „Land schafft Verbindung“ (LsV) als einer der Organisatoren der Bauerndemos hierzulande rief zusammen mit der rechtspopulistischen niederländischen Farmers Defence Force sowie Bauernverbänden aus Belgien, Polen, Spanien, Frankreich und Italien für den 4. Juni zum gemeinsamen Protest in Brüssel auf.[1] Die Abschlussworte des Aufrufs „Make Europe Great Again“ zeigen eindeutig, wohin die Reise gehen soll.

In den Niederlanden offenbart sich schon jetzt, warum die zwar scheinbar noch eingehegten, aber stellenweise rechtspopulistischen Bauernproteste für die extreme Rechte so hilfreich sind. Die aus den niederländischen Bauernprotesten hervorgegangene Partei Bauer-Bürger-Bewegung (BBB) ist Teil der neuen rechten Regierungskoalition, die der Rechtspopulist Geert Wilders nach seinem Wahlsieg nach monatelangen Verhandlungen schmiedete.[2] Damit wird die Bauernpartei zum Steigbügelhalter für eine zunehmend extremer auftretende Rechte.

»Blätter«-Ausgabe 8/2024

Sie haben etwa 5% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 95% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (11.00€)
Druckausgabe kaufen (11.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema