Ausgabe März 2025

Free Olaf Scholz

Olaf Scholz in Emden, 18.2.2025 (IMAGO / Noah Wedel)

Bild: Olaf Scholz in Emden, 18.2.2025 (IMAGO / Noah Wedel)

Was muss das für ihn für ein „Tag der Befreiung“ gewesen sein? Für den Mann, der, wie sein Vater einst gestand, schon mit zwölf Jahren der Meinung war, für das Amt des Bundeskanzlers geboren zu sein. Am 23. Februar dieses Jahres hatte es sich endlich erfüllt, das schwere Los des Olaf Scholz. Es war vollbracht – und die Berufung zu Ende. Was für eine Befreiung! Für Deutschland, aber auch für Scholz.

Denn was hatte er bei diesem steinigen Aufstieg nicht für Rückschläge und Demütigungen zu überwinden: ein brennendes Hamburg als Bürgermeister während des G20-Gipfels, die Niederlage im Kampf um den SPD-Vorsitz gegen Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans, um nur zwei der Höhepunkte dieser an Tiefschlägen reichen Karriere zu nennen. Doch nichts konnte dem Eisernen Olaf etwas anhaben. Nein, Scholz war keiner, der gerne lau badet. Der Mann ging durch das Stahlbad. Und was er dafür bekam, war allenfalls Respekt, aber nie besondere Zuneigung, wie noch seine SPD-Vorgänger von Brandt bis Schröder.

Wie hatte Udo Jürgens einst gesungen: Mit 66 Jahren fängt das Leben an. Olaf Scholz ist seit dem 14. Juni 2024 66: Gut 54 Jahre währte seine Kanzler-Mission. Und jetzt hat sie sich erfüllt: Scholz ist Kanzler a.D., ist Olaf ohne Land. Und nach nur drei Jahren im Amt stellte sich die eine Frage: War es das alles wert? Da er am Ende gewogen und für zu leicht befunden wurde.

»Blätter«-Ausgabe 3/2025

Sie haben etwa 37% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 63% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (12.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema Parteien

Patriotische Zivilgesellschaft: Das Vorfeld der AfD

von Sebastian Beer

Alice Weidel war genervt von der Geräuschkulisse während ihres Sommerinterviews Ende Juli in der ARD. Um das Gespräch mit der AfD-Vorsitzenden zu stören, hatten sich Aktivist:innen des Künstlerkollektivs Zentrum für Politische Schönheit unweit des TV-Studios versammelt und Musik abgespielt.

Ernst, aber nicht hoffnungslos

von Thorben Albrecht, Christian Krell

Spätestens seit Ralf Dahrendorfs berühmt gewordener These vom „Ende des sozialdemokratischen Jahrhunderts“ gehören SPD-Niedergangsprognosen zu den Klassikern der parteibezogenen Publizistik. Die Partei hat diese Prognose bisher um 42 Jahre überlebt. Aber das konstituiert keine Ewigkeitsgarantie.