Konnte die Öffentlichkeit bereits den tiefgreifenden politischen Bruch, den Oskar Lafontaines Rücktritt am 11. März diesen Jahres markierte, nicht anders als mit personalisierenden Denkschablonen bewältigen, so ist sie sich im Verlust kritischer Urteilskraft seitdem treu geblieben. Die "Frankfurter Rundschau", um nur ein herausragendes Beispiel zu nennen, sieht in allem nur "eine lange Saga um Rivalität, Verrat und Rache". Nach dem Erscheinen von "Das Herz schlägt links" (bzw. des Vorabdrucks) wird Lafontaine vollends zum verbissenen Egomanen gestempelt, der aus persönlicher Geltungssucht eine über hundertjährige Partei und eine der mächtigsten Regierungen unserer Zeit stürzen wolle.
Interessant ist allerdings, daß der solcherart persönlich Denunzierte selbst in einer personalisierenden Geschichtsbetrachtung gefangen scheint. Seine Mitstreiter beurteilt der Autor vor allem nach ihren individuellen Charakteren, danach, ob sie handwerklich gute Partei- oder Staatsfunktionäre sind. Was weitgehend ausbleibt, ist eine Einordnung der Personen in politische Zeitströmungen. Das Fehlen einer geschichtlichen Einordnung des SPD-Parteilebens der 80er und 90er Jahre, der Verzicht auf eine politische Analyse bundesrepublikanischer Politik und vor diesem Hintergrunde des Handelns und Denkens führender Akteure ist frappierend.