Ausgabe Oktober 2000

Zwischen Washington und Havanna

Mehrere Ereignisse in den USA deuten auf eine Veränderung der Politik gegenüber Kuba hin. Begleitumstände der Rückführung des kubanischen Flüchtlingsjungen Elian und die erfolgreiche Verabschiedung von Gesetzesvorlagen im Kongress zur teilweisen Aufhebung des 40 Jahre andauernden Embargos sind dafür die Anzeichen für einen tragfähigen Wandel oder lediglich um singuläre Erscheinungen? Die Beziehungen zwischen den USA und Kuba sind seit der kubanischen Revolution 1959 äußerst gespannt. Die primäre US-Strategie gegenüber Kuba heißt seit 1961 "Isolierung" und "Druck". Der "Koloss im Norden" (José Martí) hat alle möglichen Formen der Intervention ausprobiert: Embargo, Invasionsversuch (Schweinebucht 1961), Terroranschläge und Attentatsversuche, der Betrieb einer US-Militärbasis vor Ort (Guantanamo), Dauerprogramme staatlich geförderter Anti-Kuba-Sender in Florida, Quasi-Veto der USA im Pariser Club gegen eine Neuverhandlung von kubanischen Schulden. Zwar verurteilen die jährlich stattfindenden UN-Vollversammlungen seit Jahren das US-Embargo nahezu einmütig, doch weder haben die USA ihr Verhalten geändert, noch wurde diese Missachtung der UN auf irgendeine Art und Weise sanktioniert.

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