Ausgabe Dezember 2000

Zwangsarbeit: Verantwortung im Konditional

Die hiesige Presse berichtet von den Plänen einer Gruppe von Bundestagsabgeordneten, die in die USA reisen wollen, um bei der Durchsetzung von Rechtssicherheit für deutsche Konzerne gegen die Klagen von NS-Opfern behilflich zu sein. Sie verstehen diesen Schritt als Beitrag, um die Auszahlung der vereinbarten "humanitären" Leistungen vor allem an NS-Zwangsarbeiterinnen und -Zwangsarbeiter zu beschleunigen. Ohne "Rechtssicherheit" kein Geld - so ist es in den Verhandlungen tatsächlich festgelegt worden. In der Stiftungserklärung der deutschen Industrie hatte es ursprünglich geheißen, man wolle im September 1999 mit den finanziellen Zuwendungen beginnen. Eile ist also heute mehr als geboten. Demnach ein richtiger, vielleicht sogar notwendiger Schritt?

Unterstützung in Sachen Rechtssicherheit hat die deutsche Wirtschaft zweifellos nötig. Sehen wir von den Schwierigkeiten der Anwälte einmal ab, trotz intensiver Bemühungen alle NS-Opfer rechtzeitig vom Verzicht auf den Klageweg zu überzeugen, gibt es gerade im politischen Spektrum der USA Vorbehalte, den Rechtsweg zu blockieren. Etliche US-Politiker monieren beispielsweise, daß deutsche Versicherungen in der Bundesstiftung ein geschütztes Plätzchen gefunden haben.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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