Einer in Israel oft zu hörenden sarkastischen Redewendung zufolge ist es wünschenswert, die rechtskonservative Likud- Partei an der Regierung zu haben, wenn es um Frieden geht, günstiger hingegen die sozialdemokratische Arbeitspartei, wenn es darum geht, einen Krieg anzupeilen. Warum? Weil sich die jeweilige Regierung bei der Verfolgung ihrer Politik in beiden Fällen der Unterstützung durch die Opposition gewiß sein dürfte. Dabei soll unerörtert bleiben, inwieweit sich Likud und Arbeitspartei noch wesentlich unterscheiden, mithin ob die Links-Rechts-Unterscheidung angesichts der Zerstörung der letzten Überbleibsel der israelischen Sozialdemokratie durch die Arbeitspartei und der Abwendung des Likud-Blocks von der seine Gründungseliten umtreibenden Großisrael-Ideologie überhaupt noch trägt. Zu sehr ähneln sich mittlerweile die beiden Großparteien (oder was von ihnen übriggeblieben ist) in ihrer Gesamtausrichtung. Kodiert man aber links bzw. rechts als die mehr bzw. minder ausgeprägte Friedensbereitschaft der Libeiden Lager, mag die Arbeitspartei für „links“, der Likud für „rechts“ stehen.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.