Ausgabe März 2003

Genial im Universalen, präzise im Einzelnen

Walter Jens zum 80.

Ob der König und Musikant David oder die Gebrüder Grimm, ob Emil Nolde oder Andreas Gryphius, Martin Luther oder Carlo Schmid, Rosa Luxemburg oder Nelly Sachs, Brechts Gedichte oder Thomas Manns „Betrachtungen eines Unpolitischen“, ob der Praeceptor Germaniae Philipp Melanchthon oder – ironisch – Axel Caesar Springer, ob Hans Küng oder Paul Hindemith: Walter Jens vermag es auf so unverwechselbare und unbestechliche wie bestechende Weise, Menschen, ihre Zeit und ihre bleibende Bedeutung anderen zu vermitteln. Und er macht neugierig, ja süchtig, selbst nachzulesen, nachzusehen, nachzuhören, nachzudenken. Stoffe, die er anfasst, werden lebendig; Vergangenes hebt er auf und es funkelt oder bestürzt.

Er ist ein großer Anreger, ein erfrischender Initiator für eigenes Weiterdenken und natürlich ein mitreißender Redner, dieser „Republikanische Feldzügler“, dieser Fußballfan und Kenner von Antike und Christentum. Und alles, was er sagt und denkt oder in die Welt schleudert, ist von Lessing’schem Geist. Nie entfernt von unserer politischen und sozialen Wirklichkeit ist die Literatur, um die er sich bekümmert. Und was er anführt, hat Bedeutung, doch nicht als propagandistisches Werkzeug, sondern als Quelle vertiefter Erkenntnis und Veränderung. „Eingreifendes Denken“ nannte das Bert Brecht. Jens kann seinen Mund nicht halten.

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Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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