Ausgabe Juli 2005

Gender Mainstreaming: Vom radikalen Gedanken zur technokratischen Umsetzung

Gender Mainstreaming ist ein umfassendes Konzept zur Integration der Geschlechterperspektive in alle politischen Handlungsprozesse. Es hat seinen Ursprung in der internationalen entwicklungspolitischen Zusammenarbeit.

Gender Mainstreaming ist ein umfassendes Konzept zur Integration der Geschlechterperspektive in alle politischen Handlungsprozesse. Es hat seinen Ursprung in der internationalen entwicklungspolitischen Zusammenarbeit. In sich wandelnden asiatischen und afrikanischen Gesellschaften wurde bereits in den 70er Jahren deutlich, dass Frauen oft die Verliererinnen von Modernisierungsprozessen waren und nachhaltige Entwicklung ohne die gleichberechtigte Einbeziehung von Frauen nicht funktioniert. Nahe liegend ist also der Gedanke, die Situation und die Bedürfnisse von Frauen in alle entwicklungspolitischen Handlungsfelder zu integrieren, gleich, ob es um Saatgutentwicklung, Bevölkerungspolitik oder Straßen- und Brunnenbau geht. Die auf der Vierten UNO-Weltfrauenkonferenz 1995 in Peking verabschiedete Aktionsplattform unterstützte daher die Strategie des Gender Mainstreaming ausdrücklich. Die Lebenssituationen von Männern und Frauen unterscheiden sich auch in Industriegesellschaften erheblich. Trotz Frauenbewegung, Frauenministerinnen und Gleichstellungsämtern kann von Gleichberechtigung keine Rede sein; Gleichstellungsgesetze, Frauenförderrichtlinien und Quotierungsvorschriften wirken allenfalls kompensatorisch.

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