Ausgabe Oktober 2006

Hedgefonds oder Arbeitsplätze

Kürzlich vermeldeten die Zeitungen, dass die internationalen Top-25-Manager von Hedgefonds im vergangenen Jahr die astronomische Summe von durchschnittlich 363 Mio. US-Dollar pro Kopf verdient haben. Das erklärt auch, warum sie die Zielsetzung verfolgen, 20 Prozent Rendite pro Jahr zu erzielen. Möglich sind aber auch 50 Prozent. Dies versprechen jedenfalls Hedgefonds potentiellen Anlegern – hauptsächlich Pensionskassen, Versicherungen, Stiftungen und „High Net Worth Individuals“, die oberhalb von fünf Mio. US-Dollar einsteigen können. Um diese Erwartungen erfüllen zu können, mussten sich die Fondsmanager etwas einfallen lassen. Zumal sich derzeit ein „Tsunami von Geld“ über die Märkte ergieße, so Peter Cohen, Gründer des US-Hedgefonds Ramius Capital. Und damit wächst der Druck. Derzeit wollen allein von den Hedgefonds 1200 Mrd. US-Dollar Gewinn bringend untergebracht sein – das entspricht fast der Hälfte des jährlichen deutschen Bruttoinlandsprodukts. Die versprochenen hohen Renditen sind natürlich nicht mit traditionellen Investitionen in neue Maschinen, Produkte und Ideen zu erzielen. Vor allem sogenannte „Leerverkäufe“ („Long Short Equity“) von geliehenen Aktien haben sich als probates Mittel erwiesen, auch bei stagnierender Wirtschaftsentwicklung und fallenden Kursen hohe Gewinne einzufahren.

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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