Ausgabe Januar 2007

Integration durch Separation

Zur Paradoxie der Parallelgesellschaften

Intellektuelle Debatten haben erstaunliche Halbwertszeiten. Seitdem die Bundesrepublik ihr „abgehängtes Prekariat“ entdeckt hat, ist von der vorangegangenen Entdeckung, den „Parallelgesellschaften“, kaum mehr die Rede. Sehr zu Unrecht, da die bisherige Perspektive als, gelinde gesagt, verengt bezeichnet werden muss. Dabei lässt sich aus der genaueren Betrachtung der Geschichte von Parallelgesellschaften durchaus Erhellendes – wie Überraschendes – über die prekäre Lage der neuen Unterschichten lernen.

Wer in Deutschland von „Parallelgesellschaft“ spricht, will damit in aller Regel eine sozialkulturelle Fehlentwicklung auf den Begriff bringen – vor allem ebenjene der ethnisch bzw. religiös bedingten Desintegration und Fragmentierung der Gesellschaft. Gerade in Deutschland stoßen „Parallelgesellschaften“ auf Argwohn, weil sie in einem fundamentalen Widerspruch zum nationalen Selbstverständnis und zur gesellschaftspolitischen Generallinie des Landes stehen.

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