Ausgabe April 2007

Atomwaffenfreies Deutschland

Vor 50 Jahren, am 13. April 1957, veröffentlichten 18 anerkannte westdeutsche Wissenschaftler den Göttinger Appell, in dem sie unter anderem die Bundesregierung aufforderten, im Interesse des Weltfriedens auf den Besitz von Atomwaffen zu verzichten. Damals fand der Aufruf weltweit große Beachtung, seine Verfasser hingegen wurden innenpolitisch stark kritisiert. Inzwischen ist er nur noch Insidern bekannt – zu Unrecht, denn seine Thematik ist leider noch immer aktuell.1

Bis heute gibt es Begehrlichkeiten deutscher Politiker, die auf eine deutsche Beteiligung an Atomwaffen gerichtet sind. Ein Bedürfnis mit langer Tradition: Vor allem der damalige Verteidigungsminister Franz Josef Strauß hatte 1956 begonnen, Atomwaffen für die Bundeswehr zu verlangen. Später erstreckte er seine Forderungen auf ein deutsches Mitbestimmungsrecht bei der Verwendung strategischer Atomwaffen und die gemeinsame Produktion von Mittelstreckenraketen. Bundeskanzler Konrad Adenauer forderte erstmals im April 1957 öffentlich Atomwaffen für die Bundeswehr. Ein Ansinnen, das weit über die Union hinaus Zustimmung fand: So sprach sich auch der damalige Kanzlerkandidat der SPD, Willy Brandt, im Oktober 1960 dafür aus, die Bundeswehr mit taktischen Atomwaffen auszurüsten.

Die unionsgeführte große Koalition unter Georg Kiesinger weigerte sich bis zum Schluss, den Atomwaffensperrvertrag zu unterzeichnen.

Sie haben etwa 7% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 93% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema