Die Bioenergiestrategie der Bundesregierung ist in der Krise. Noch im November 2007 hatten Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) und Landwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) die „Roadmap Biokraftstoffe“ vorgestellt – mit dem hochfliegenden Ziel, den Anteil der biogenen Kraftstoffe bis zum Jahr 2020 auf 17 Prozent zu vervierfachen und das Zehn-Prozent-Ziel der EU deutlich zu übertreffen. Keine sechs Monate später ist die Euphorie der Ernüchterung gewichen.
Tatsächlich steht die Bundesregierung bei den biogenen Kraftstoffen vor einem Scherbenhaufen. Anfang April musste der Umweltminister Pläne zur Beimischung von bis zu zehn Prozent Äthanol zum Benzin abrupt stoppen, weil weit mehr Autos als zunächst angenommen diesen Kraftstoffmix nicht vertragen. Gleichzeitig ist der Markt für reine Pflanzenkraftstoffe als Ergebnis schwarz-roter Steuererhöhungen eingebrochen. Nach Branchenangaben stehen große Teile der Erzeugungskapazitäten still; zahlreiche Ölmühlen haben Insolvenz angemeldet. Und die von großen Erwartungen begleiteten Biokraftstoffe der zweiten Generation stecken mit ungewissen Realisierungsaussichten immer noch in der Entwicklungsphase.
Schwerer wiegt noch, dass der Ausbau der Bioenergien auch unter ökologischen und sozialen Gesichtspunkten massiv in die Kritik geraten ist. „Volle Tanks, leere Teller“ oder „Sprit sauber, Regenwald tot“ sind nur zwei der prägnantesten Vorwürfe.