Die Gefahr einer neuen Weltwirtschaftskrise hat der Kritik am globalen Kapitalismus zu neuer Aktualität verholfen. Es greift jedoch zu kurz, die Krisenphänomene auf solche der Wirtschaft zu verengen. Denn die Krisen kumulieren: Die aktuelle Finanzkrise wird zu einer Krise des Wirtschaftswachstums, beides wird wiederum die Armutskrise insbesondere in den Ländern des Südens verstärken. Gleichzeitig zehrt der Klimawandel an den natürlichen Lebensgrundlagen. Bliebe er ungebremst, würden seine Kosten die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit bei weitem übersteigen. Schließlich stellt auch der Kampf um die knappen Ressourcen das Wirtschaftswachstum in Frage, verschärft die globale Konkurrenz und droht in kriegerische Konflikte zu münden. Bei alledem bleibt offen, ob die parlamentarischen Demokratien in der Lage sind, diese Probleme tatsächlich zu lösen, oder ob am Ende eine Wendung zum autoritären Staat erfolgen wird.
Der Zusammenhang der verschiedenen Krisen macht deutlich, dass es heute nicht um bloße Einzelphänomene geht. Gleichzeitig gibt es keine umfassende Theorie mehr, die – wie das traditionelle „linke“ Verständnis unterstellt hatte – aus einem ganzheitlichen Verständnis von Wirtschaft, Gesellschaft und Politik heraus in der Lage sein könnte, wirksame Alternativen zu entwickeln und (Gegen-)Strategien zu formulieren.