Ausgabe Februar 2009

Wer wird die Arche bauen?

Das Gebot zur Utopie im Zeitalter der Katastrophen

Mike Davis, 2017, wikimedia/archinect.com/CC-BY-SA-4.0

Bild: Mike Davis, 2017, wikimedia/archinect.com/CC-BY-SA-4.0

Kennen Sie die berühmte Gerichtsszene aus dem Welles-Klassiker „Die Lady von Schanghai“? Dieser Film Noir aus dem Jahr 1947 ist eine Allegorie auf proletarische Tugenden unter dem Joch einer dekadenten Oberschicht. Welles spielt einen Matrosen namens Michael O’Hara, der sich auf ein Schäferstündchen mit der Femme Fatale Rita Hayward einlässt, deren Ehemann, Arthur Bannister (gespielt von Everett Sloan), ihm daraufhin einen Mord anhängt. Bannister gilt als bester Strafverteidiger des Landes und bringt O’Hara dazu, sich von ihm verteidigen zu lassen. In Wahrheit will er aber nur sicherstellen, dass der Angeklagte verurteilt und hingerichtet wird. Höhepunkt des Verfahrens ist eine Szene, die der Staatsanwalt verächtlich als „erneuten Griff in die Bannister-Trickkiste“ bezeichnet. Der Verteidiger Bannister ruft Bannister, den betrogenen Ehemann, in den Zeugenstand und befragt sich selbst in einem rasanten, schizoiden Schlagabtausch, der sehr zur Erheiterung der Geschworenen beiträgt.

Ganz im Stil der „Lady aus Schanghai“ möchte ich heute einmal mit mir selbst diskutieren. Werden Sie also Zeuge eines mentalen Konflikts zwischen analytischer Verzweiflung und utopischer Möglichkeit, der aus meiner Sicht, und vermutlich auch objektiv gesehen, nicht zu lösen ist.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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