Ausgabe März 2009

Kongo: Krieg gegen die Frauen

Es geschah an einem Nachmittag vor sieben Jahren. Fatuma Kayengelas Mann hatte die Tochter des Paares und ihre Cousine auf den Markt geschickt, um Öl für die Lampen zu kaufen. Als die beiden 15jährigen heimkehren wollten, versperrten Soldaten ihnen den Weg und nahmen die Mädchen mit. Bei Einbruch der Dunkelheit machten Fatuma und ihr Mann sich auf, die Kinder zu suchen, und erfuhren, dass aus der Schule Schreie und Weinen gehört worden waren. Dort fanden sie die Mädchen so auf, wie die Vergewaltiger sie zurückgelassen hatten. Sie liefen zur Polizeiwache, um Hilfe zu holen, aber die Polizisten sagten, gegen Soldaten seien sie machtlos. Als Fatumas Mann wütend wurde, drohten sie, ihn einzusperren. Dankbar, dass die Mädchen wenigstens noch lebten, nahm Fatuma sie mit nach Hause.

Das war mutig. Denn wer in der Demokratischen Republik Kongo eine Vergewaltigung überlebt, gilt als Paria. Tradition und Religion machen das Opfer für das Verbrechen verantwortlich und verächtlich – das einzige Verbrechen, das ganz und gar dem Opfer, der Frau oder dem Mädchen, angelastet wird. Sie ist „besudelt“, aber schlimmer noch und ihr eigentliches Verbrechen ist, dass ihre Vergewaltigung die soziale Stellung des Gatten oder Vaters, dem sie gehört, beschädigt. Um seinen Ruf wieder herzustellen, muss er sie verstoßen. Fatumas Mann verhielt sich anders: Er stand zu den Mädchen.

Sie haben etwa 5% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 95% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Januar 2026

In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Sheinbaum versus Trump: Glücksfall für Mexiko?

von Anne Haas

Ist es ein gutes Zeichen, heutzutage von US-Präsident Donald Trump gelobt zu werden? Diesen „Ritterschlag“ erhielten bisher nur männliche Rechtspopulisten wie Javier Milei, Nayib Bukele oder Jair Bolsonaro. Dass nun der als links geltenden mexikanischen Präsidentin Claudia Sheinbaum diese Ehre gleich mehrmals zuteilwurde, hat auch die internationale Presse bewegt.