Ausgabe Oktober 1990

Armut und Entwicklung

In den letzten Jahren ist das Problem der Armut in den Mittelpunkt der entwicklungspolitischen Diskussion gerückt. Armutsbekämpfung ist eines der Schwerpunktziele der bundesdeutschen Entwicklungspolitik. Auch die Weltbank hat in den letzten Jahren zumindest verbal anerkannt, daß Armut nicht automatisch mit Wachstum verschwindet, daß die Beseitigung von Armut eine eigenständige entwicklungspolitische Aufgabe ist. Im Rahmen der traditionellen Strukturanpassungspolitik wurden in der jüngeren Vergangenheit Maßnahmen zur sozialen Abfederung angestrebt.

Nachdem die Weltbank schon im Jahre 1988 in einer Schätzung von 950 Millionen "Armen" in der Dritten Welt gesprochen hatte (davon 60% Frauen), widmet sie ihren diesjährigen Weltentwicklungsbericht (Poverty, World Development Report 1990, Washington 1990) vollständig dem Thema "Armut". Sie bemüht sich dabei zunächst um eine genauere Schätzung der quantitativen Dimensionen, wobei allerdings Armut eher als statistisches denn als gesellschaftliches Phänomen gedeutet wird. Armut, so definiert der Bericht, ist die "Unfähigkeit, einen Mindestlebensstandard zu erreichen". (S. 26) Diese Definition besagt natürlich wenig, solange weder geklärt ist, was unter "Lebensstandard" zu verstehen ist noch, wie denn das Minimum zu definieren sei.

Oktober 1990

Sie haben etwa 13% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 87% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Globales Elend und die Diktatur der Superreichen

von Ute Scheub

Sie düsen in Privatjets um die Welt, um Immobilien und Konzernketten an sich zu reißen. Sie kaufen ganze Landschaften und Inseln, um sich dort im größten Luxus abzukapseln. Sie übernehmen Massenmedien, um sich selbst zu verherrlichen und gegen Arme und Geflüchtete zu hetzen.

Mythos grüne Digitalisierung

von Ingo Dachwitz, Sven Hilbig

Der Klang der Zukunft ist ein leises, elektrisches Dröhnen, das in den Knochen vibriert. Hier im Rechenzentrum herrscht niemals Stille. Es ist erfüllt von einem monotonen Chor mechanischer Flüstertöne.