Innerhalb von zwei Monaten sind nacheinander und zuweilen durcheinander die drei höchsten Repräsentanten des deutschen Staates zum Rücktritt aufgefordert worden. Die Gründe sind bei Weizsäcker (Berlin), Süssmuth (Auto) und Kohl (Lüge) nur dem äußeren Anschein nach verschieden. Die Koinzidenz verweist auf den gemeinsamen Grund: Es ist Krise. Und die erschöpft sich sicher nicht in den w i r t s c h a f tl i c h e n Problemen im neuen Osten der Republik. Zur ökonomischen gesellt sich die politische Krise.
Denn wenn die Spitze der Kritik von der Opposition an der Regierung und der Regierung an der Opposition darin besteht, daß die Erholungsurlaube ihrer jeweiligen Hauptdarsteller zu lang gewesen seien, dann haben sich die Parteien über ihre gemeinsame politische Konzeptionslosigkeit offenbar schon geeinigt. Darum schwankt man nur noch zwischen den Möglichkeiten hin und her, die Politikdarstellung durch Zusammenlegung aller kämpfenden Truppen zu verbessern oder aber in der Mitte der Legislaturperiode die eine Profispielschar gegen die andere auszutauschen. Von beiden Möglichkeiten hat das Publikum speziell das östliche - nicht viel zu erwarten.
Ob man nun weiter Helmut Kohl beschimpfen muß oder bald gegen die Pfeife mit dem Mann demonstrieren darf, bleibt sich ziemlich gleich. Politische und ökonomische Krise allein wären ja vielleicht noch verkraftbar.