Ausgabe März 1992

Was wird aus den Wissenschaftlern im Osten?

Über die Abwehrkämpfe gegen die Versuche, Heinrich Fink, den Rektor der Berliner Humboldt-Universität, stellvertretend für die Intelligenz der Ex-DDR mit Hilfe des Stasi-Syndroms zu demontieren, sind zwei Fragen in den Hintergrund gerückt bei der Beschäftigung mit dem akademischen Wesen in Deutschlands Osten. - Was wird denn nun aus den wohl über 100000 Menschen, die ihrer Arbeitsplätze an den Hochschulen und in den industriellen Forschungseinrichtungen der neuen Bundesländer verlustig gingen oder nun sukzessive verlustig gehen werden, die die Akademie der Wissenschaften verlassen mußten oder dies in naher Zukunft werden tun müssen? - Und: wie wird sich denn das neue Wissenschaftsleben darstellen nach dem angestrebten Zusammenwachsen der beiden Teile Deutschlands? Nachdem die Fachbereiche Marxismus-Leninismus, WTO (Wissenschafts-Theorie und -Organisation) und teilweise Kriminalistik (bei letzterem mit seiner Verwebung in staatliche Sicherheitsbelange) mit erheblichem Personal aufgelöst worden sind, steht das quantitativ und qualitativ ins Gewicht fallende Großreinemachen zumindest an den Hochschulen eigentlich erst noch bevor.

Alle Professorenstellen der neuen Bundesländer werden in den kommenden Monaten neu ausgeschrieben werden. Die wissenschaftlichen MitarbeiterInnen kann man kündigen, indem man ihnen mangelnden Bedarf nachweist; die neuen Landeshochschulgesetze bzw.

März 1992

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