Im Dezember 1990, als die Welt gebannt auf die Ereignisse am Golf blickte, wurde in Beirut die "Green Line" abgebaut und die Teilung der Stadt aufgehoben. Im September/Oktober 1989 hatten in Taif in Saudi-Arabien 62 Mitglieder des libanesischen Parlaments, gewählt im Jahre 1972 und zu gleichen Teilen aus Muslimen und Christen bestehend, ein "Dokument der Nationalen Verständigung" erarbeitet. Der Hauptteil dieses Dokuments bestand aus verfassungsändernden Texten, die im September 1990 offiziell in die Verfassung aufgenommen wurden, einem "Fahrplan" zur Beendigung des Krieges und aus stabilisierenden Maßnahmen. Seit gut einem Jahr ist Beirut also "wiedervereint", kann man alle Teile der Stadt - bis auf die Palästinenserlager Burj al Barajne und Schatila - wieder frei betreten. Das wird auch getan, z.B. der Arbeit wegen.
Trotzdem gibt es immer noch Libanesen, die nicht zum Flughafen fahren, weil der Weg durch die südlichen Vorstädte führt. Oder denen man die Angst anmerkt, wenn sie es doch tun. Beirut im Jahre Eins der Wiedervereinigung bietet ein widersprüchliches Bild. Vor dem Krieg, also vor 1975/76, war die Stadt bei uns v.a. als Kulisse für zahllose Agentenkrimis bekannt.