Kurz vor seinem 68. Geburtstag starb Anfang November Klaus Holzkamp, Professor für Psychologie in Berlin, "Vater" der Kritischen Psychologie und einer der inspirativsten linken Intellektuellen der alten Bundesrepublik. Seine Person manifestiert ein Stück Wissenschaftsgeschichte, seine persönliche und politische Biographie liest sich wie ein Almanach jener Achtundsechziger, die ihr politisches Engagement zu einer Lebensaufgabe gemacht haben. Dabei war Klaus Holzkamp bereits ein etablierter Professor, hatte sich als Experimentalpsychologe auf dem Gebiet der Wahrnehmungs-, Denk- und vor allem der Sozialpsychologie Anerkennung in der Scientific Conununity erworben, als die Wellen der Studentenbewegung ihn schließlich auch ergriffen. Zu wissenschaftstheoretischen Fragen der Psychologie hatte er mehrere vielbeachtete Bücher ("Theorie und Experiment in der Psychologie", "Wissenschaft als Handlung") geschrieben, als kritische Studentinnen und Studenten ihn vom Hochschullehrer zum Lernenden machten, ihn mit dem Marxismus in Kontakt brachten. Frigga und Wolfgang Fritz Haug zollte er die Anerkennung, ihn in das "Kapital" von Marx eingeführt zu haben. Schon als Liberaler nahm er die Forderungen der Studierenden nach eigenständigen Möglichkeiten des Ausprobierens ernst und unterstützte sie durch die Übernahme der Verantwortung für den "Schhülerladen rote Freiheit".
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.