Kurz vor seinem 68. Geburtstag starb Anfang November Klaus Holzkamp, Professor für Psychologie in Berlin, "Vater" der Kritischen Psychologie und einer der inspirativsten linken Intellektuellen der alten Bundesrepublik. Seine Person manifestiert ein Stück Wissenschaftsgeschichte, seine persönliche und politische Biographie liest sich wie ein Almanach jener Achtundsechziger, die ihr politisches Engagement zu einer Lebensaufgabe gemacht haben. Dabei war Klaus Holzkamp bereits ein etablierter Professor, hatte sich als Experimentalpsychologe auf dem Gebiet der Wahrnehmungs-, Denk- und vor allem der Sozialpsychologie Anerkennung in der Scientific Conununity erworben, als die Wellen der Studentenbewegung ihn schließlich auch ergriffen. Zu wissenschaftstheoretischen Fragen der Psychologie hatte er mehrere vielbeachtete Bücher ("Theorie und Experiment in der Psychologie", "Wissenschaft als Handlung") geschrieben, als kritische Studentinnen und Studenten ihn vom Hochschullehrer zum Lernenden machten, ihn mit dem Marxismus in Kontakt brachten. Frigga und Wolfgang Fritz Haug zollte er die Anerkennung, ihn in das "Kapital" von Marx eingeführt zu haben. Schon als Liberaler nahm er die Forderungen der Studierenden nach eigenständigen Möglichkeiten des Ausprobierens ernst und unterstützte sie durch die Übernahme der Verantwortung für den "Schhülerladen rote Freiheit".
In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist.