In den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten trug die Politik der großen westlichen Industrieländer das Ihre dazu bei, die nationalen Märkte und den Weltmarkt weitgehend zu deregulieren. Die Waren- und Kapitalströme sind breiter geworden, laufen schneller und erreichen inzwischen die letzten Winkel des Globus. Das gilt insbesondere für die Finanzströme, die Jahr um Jahr mit zweistelligen Raten gewachsen sind. Globalisierung wird daher zu Recht als Kompression von Zeit und Raum charakterisiert. 1) Moderne Kommunikationsmedien und Transporttechniken lassen die Distanzen zwischen konkreten, weit auseinanderliegenden Orten zusammenschmelzen, so daß Investoren in der Lage sind, sehr schnell große Finanzsummen von einem Ort abzuziehen und woanders wieder anzulegen - je nach Renditeerwartung. Die Verdichtung von Raum und Zeit dehnt sich auch auf die natürliche Umwelt aus. Denn die Beschleunigung gelingt nur mit Hilfe fossiler Energieträger. Hindernisse natürlicher Landschaften werden eingeebnet, um die Zirkulationskosten des Kapitals zu senken. Globalisierung bedeutet Expansion in alle Räume, auch in die bislang unzugänglichen Räume des erdnahen Weltalls, der Tiefsee und in die Nanowelt der Gene und Genome.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.