Diejenigen, die an der Macht von Ideen zweifeln, werden durch den vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP), der weltweit größten Behörde für multilaterale Entwicklungszusammenarbeit, herausgegebenen neuen Bericht über die ehemalige Sowjetunion und Osteuropa eines Besseren belehrt. Dieser Bericht, womöglich der härteste jemals von einer UN-Unterorganisation publizierte, gelangt zu dem Ergebnis, daß der vom Westen inspirierte Versuch, die Wirtschaften des einstigen Ostblocks durch eine vollständige Privatisierung zu transformieren, über 100 Millionen Menschen in furchtbare Armut gestürzt und weiteren Millionen jede wirtschaftliche Sicherheit genommen hat. Dies geschah auf den Rat einer westlichen Gemeinschaft aus Wirtschaftswissenschaftlern von Universitäten, internationalen Behörden und Regierungen. Unter den Fachleuten gab es Befürworter wie Gegner einer bigbang-Privatisierung: alles auf einmal durchzuziehen und die Überlebenden ihrem Schicksal zu überlassen - entweder sie gehen unter oder sie schwimmen. Wenn überhaupt so traten nur wenige Ökonomen dafür ein, daß ein Staat sowjetischen Typs und dessen Industrie vorsichtig und in Stufen abgebaut werden sollte, unter empirischer Kontrolle der Folgen, vor allem der für das Gemeinwesen.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.