Ausgabe Oktober 2000

Zwischen Washington und Havanna

Mehrere Ereignisse in den USA deuten auf eine Veränderung der Politik gegenüber Kuba hin. Begleitumstände der Rückführung des kubanischen Flüchtlingsjungen Elian und die erfolgreiche Verabschiedung von Gesetzesvorlagen im Kongress zur teilweisen Aufhebung des 40 Jahre andauernden Embargos sind dafür die Anzeichen für einen tragfähigen Wandel oder lediglich um singuläre Erscheinungen? Die Beziehungen zwischen den USA und Kuba sind seit der kubanischen Revolution 1959 äußerst gespannt. Die primäre US-Strategie gegenüber Kuba heißt seit 1961 "Isolierung" und "Druck". Der "Koloss im Norden" (José Martí) hat alle möglichen Formen der Intervention ausprobiert: Embargo, Invasionsversuch (Schweinebucht 1961), Terroranschläge und Attentatsversuche, der Betrieb einer US-Militärbasis vor Ort (Guantanamo), Dauerprogramme staatlich geförderter Anti-Kuba-Sender in Florida, Quasi-Veto der USA im Pariser Club gegen eine Neuverhandlung von kubanischen Schulden. Zwar verurteilen die jährlich stattfindenden UN-Vollversammlungen seit Jahren das US-Embargo nahezu einmütig, doch weder haben die USA ihr Verhalten geändert, noch wurde diese Missachtung der UN auf irgendeine Art und Weise sanktioniert.

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Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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