Ausgabe Februar 2001

Globale Strukturpolitik als Zauberformel

Entwicklungspolitik unter Rot-Grün

Der geneigte Beobachter traut seinen Augen nicht. In der offiziellen Halbzeitbilanz zur Entwicklungspolitik der rot-grünen Regierung verkündet das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) allen Ernstes: "Zur Mitte der Legislaturperiode - nach zwei Jahren rot-grüner" Reformpolitik nimmt Entwicklungspolitik wieder eine zentrale (!) Stellung auf der nationalen, europäischen und internationalen Agenda ein." 1) Zur Begründung verweist das BMZ unter anderem darauf, daß die Bundesregierung erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik eine Regierungserklärung zur Entwicklungspolitik abgegeben (am 19. Mai 2000), eine entwicklungspolitische Regelprüfung neuer Gesetzesvorhaben eingeführt und in der Europäischen Union für die Ausarbeitung einer entwicklungspolitischen Gesamtstrategie gesorgt habe.

Auf den letzten beiden G7/G8-Gipfeln in Köln (1999) und Okinawa (2000) hätten entwicklungspolitische Themen (Schulden, Armut, Aids und die sogenannte "digital divide") dank ihres Drucks im Mittelpunkt gestanden. Bei nüchterner Betrachtung sind die angeführten Belege freilich eher Beispiele dafür, daß auch die Entwicklungspolitik dieser Bundesregierung durch den bekannten Gegensatz zwischen vielversprechenden Ankündigungen und deren schneller Verfallszeit geprägt ist.

Sie haben etwa 5% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 95% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Januar 2026

In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Globales Elend und die Diktatur der Superreichen

von Ute Scheub

Sie düsen in Privatjets um die Welt, um Immobilien und Konzernketten an sich zu reißen. Sie kaufen ganze Landschaften und Inseln, um sich dort im größten Luxus abzukapseln. Sie übernehmen Massenmedien, um sich selbst zu verherrlichen und gegen Arme und Geflüchtete zu hetzen.

Flucht vor der Verantwortung: Lieferkettengesetze am Ende?

von Merle Groneweg

Der 11. September erinnert nicht nur an den Einsturz des World Trade Centers in New York, sondern auch an eine der schwersten Katastrophen in der Textilindustrie: den Brand in der Fabrik Ali Enterprises in Karatschi, Pakistan.

Mythos grüne Digitalisierung

von Ingo Dachwitz, Sven Hilbig

Der Klang der Zukunft ist ein leises, elektrisches Dröhnen, das in den Knochen vibriert. Hier im Rechenzentrum herrscht niemals Stille. Es ist erfüllt von einem monotonen Chor mechanischer Flüstertöne.

Eigennutz statt Solidarität

von Klaus Seitz

Etwa eine Milliarde Euro weniger als im vergangenen Jahr steht dem Bundesentwicklungsministerium 2025 zur Verfügung. Doch nicht nur der Spardruck macht der Entwicklungszusammenarbeit zu schaffen, auch die strategische Neuausrichtung gefährdet ihre Zukunftsfähigkeit.