1999 stürzte die WTO in eine tiefe Krise. Die Ministerkonferenz von Seattle galt als gescheitert – und mit ihr, zumindest vorerst, der jahrelange Versuch eine neoliberale Wirtschaftswelt zu schaffen. Vier Jahre später steht die Welthandelsorganisation erneut am Scheideweg. Die 5. Ministerkonferenz, welche die Verhandlungsführer vom 10. bis zum 14. September in das mexikanische Ferienparadies Cancún führen wird, steht unter keinem guten Stern. Die Konfliktfelder sind abgesteckt, von Urlaubsstimmung keine Spur. Da gibt es etwa die Forderung, den Kompetenzbereich der WTO auszuweiten; es gibt mahnende Stimmen, die nach einer Beschränkung der Macht rufen; mit Blick auf die unilateralistische Haltung der US-Regierung wird die Frage diskutiert, ob es die Supermacht auch künftig noch nötig haben wird, sich den WTO-Regeln zu beugen; die Verhandlungen der seit zwei Jahren laufenden Welthandelsrunde sind ins Stocken geraten und der Unmut der Länder des Südens wächst stetig. An diesen Beispielen wird deutlich, dass die Organisation weit von einer Überwindung der Krise entfernt ist. Um dennoch einen "erfolgreichen" Abschluss zu erzielen, werden bereits im Vorfeld der Konferenz zwei Mythen ins Feld geführt: der Mythos, es handele sich um eine Entwicklungsrunde, und zweitens, die WTO agiere multilateralistisch.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.