Ausgabe September 2003

Gütesiegel für Multis

Die vergangenen Jahre waren nicht die besten für transnationale Konzerne – zumindest was ihr Bild in der Öffentlichkeit anging. Es gab schwere Tankerunglücke – etwa der "Exxon Valdez" 1989 oder kürzlich der "Prestige" –, Auseinandersetzungen um die Entsorgung von Ölplattformen und die Bestürzung über die verheerenden Arbeitsbedingungen von Menschen in Betrieben der Bekleidungsindustrie. Die betroffenen Marken gerieten zumindest zeitweise in Misskredit. Kritiker forderten international verbindliche Regelwerke für multinational tätige Konzerne. Die Unternehmen selbst hingegen reagierten mit einer ganzen Reihe von Modellen freiwilliger Selbstverpflichtung. Diese Verfahren werden nun zum Teil mit einigem Erfolg propagiert. Reichen sie aus, um eine Orientierung der Unternehmen an ökologischen und sozialen Standards nachhaltig festzuschreiben – oder "picken sich die Unternehmen nur jene Verantwortungsbereiche heraus, in denen es ihnen am wenigsten wehtut, Zugeständnisse zu machen"?1

Das Gütesiegel Social Accountability 8000 – kurz SA 8000 – wurde von einer USamerikanischen Verbraucherinitiative, dem Council on Economic Priorities Accreditation Agency (CEPAA) in Kooperation mit Vertretern der Wirtschaft, von Gewerkschaften und anderen Nicht-Regierungsorganisationen entwickelt.

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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