Dass eines Tages die fossilen Kohlenwasserstoffe, also Öl und Gas, knapp werden, ist sicher. Offen ist lediglich, wann das der Fall sein wird. Steht dies bald bevor, so ist es ein Vorgang von hoher politischer Bedeutung – in mehrfacher Hinsicht: Er geht sowohl Wirtschafts-, Umwelt- und Verkehrspolitik an, aber auch und nicht zuletzt die Sicherheitspolitik – das entsprechende Mandat in den Verteidigungspolitischen Richtlinien von 1992 belegt dies. Dort war das "vitale Sicherheitsinteresse" Deutschlands als das des "ungehinderten Zugangs zu Märkten und Rohstoffen [...] im Rahmen einer gerechten Weltwirtschaftsordnung" erstmals formuliert worden. Dies musste als Mandat verstanden werden, die Versorgung mit dem Rohstoff Öl im Notfall auch mit militärischen Mitteln sicherzustellen.
Die Warnung vor einer baldigen Ölknappheit liegt somit an einer Schnittstelle verschiedener politischer Kompetenzen und Interessen. An ihr sitzt eine eher unscheinbare wissenschaftliche Behörde, die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), die dem Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) nachgeordnet ist. Sie erstellt periodisch Monitoringberichte zur Reichweite von Energiereserven bzw. -ressourcen mit dem Ziel, Vorsorge zur Vermeidung des Risikos zu ermöglichen, dass uns die traditionelle Basis unserer Industriewirtschaft überraschend abhanden kommt.