Ausgabe August 2004

Der Pate

Carl Schmitt und die Sicherheitsstrategie der USA

Michael Linds Versuch, die ideengeschichtlichen Ursprünge der Ideologie US-amerikanischer Neokonservativer im linken Spektrum zu verorten,1 ist keineswegs isoliert zu sehen.

Michael Linds Versuch, die ideengeschichtlichen Ursprünge der Ideologie US-amerikanischer Neokonservativer im linken Spektrum zu verorten,1 ist keineswegs isoliert zu sehen. Nach einer verbreiteten Auffassung hat das von Richard Perle und anderen verfochtene Programm einer "globalen demokratischen Revolution" sein Urbild in der trotzkistischen Vierten Internationale und ihrer Vision einer Permanenten Revolution.2 Die Belege, die Lind liefert, sind freilich nicht unproblematisch. So heißt es beispielsweise, die zentrale Stellung, die der Patriotismus etwa bei William Kristol einnehme, verweise genealogisch ganz eindeutig auf Leo Trotzkis Programm einer von der UdSSR gesteuerten Weltrevolution, das nun von den USA beerbt werde. Die Fragwürdigkeit dieser Argumentation einmal dahingestellt,3 fällt auf, dass die Konstruktion Linds das Gegenstück zu einer ideengeschichtlichen These liefert, die vor allem in Westeuropa Anhänger gefunden hat: Die Bush-Doktrin habe - so wird zu Recht behauptet - definitiv rechtsintellektuelle Vorbilder. Meistens bringt man die Nationale Sicherheitsstrategie (NSS) mit Leo Strauss’ politischer Philosophie in Verbindung.

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In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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