Carl Schmitt und die Sicherheitsstrategie der USA
Michael Linds Versuch, die ideengeschichtlichen Ursprünge der Ideologie US-amerikanischer Neokonservativer im linken Spektrum zu verorten,1 ist keineswegs isoliert zu sehen.
Michael Linds Versuch, die ideengeschichtlichen Ursprünge der Ideologie US-amerikanischer Neokonservativer im linken Spektrum zu verorten,1 ist keineswegs isoliert zu sehen. Nach einer verbreiteten Auffassung hat das von Richard Perle und anderen verfochtene Programm einer "globalen demokratischen Revolution" sein Urbild in der trotzkistischen Vierten Internationale und ihrer Vision einer Permanenten Revolution.2 Die Belege, die Lind liefert, sind freilich nicht unproblematisch. So heißt es beispielsweise, die zentrale Stellung, die der Patriotismus etwa bei William Kristol einnehme, verweise genealogisch ganz eindeutig auf Leo Trotzkis Programm einer von der UdSSR gesteuerten Weltrevolution, das nun von den USA beerbt werde. Die Fragwürdigkeit dieser Argumentation einmal dahingestellt,3 fällt auf, dass die Konstruktion Linds das Gegenstück zu einer ideengeschichtlichen These liefert, die vor allem in Westeuropa Anhänger gefunden hat: Die Bush-Doktrin habe - so wird zu Recht behauptet - definitiv rechtsintellektuelle Vorbilder. Meistens bringt man die Nationale Sicherheitsstrategie (NSS) mit Leo Strauss’ politischer Philosophie in Verbindung.