Ausgabe August 2005

Ariel Scharon und die jordanische Option

Ein treuer Anhänger von Ariel Scharon und dessen einseitigem Rückzugsplan meinte kürzlich, dieser Plan habe "einen grundlegenden Mangel: Er enthält keine Vision, keinen diplomatischen Horizont, es fehlt ihm jede ideologische Dimension."1 Dieses Bild des israelischen Premierministers – als brillanter Taktiker, nicht jedoch als strategischer Denker – ist weit verbreitet. Aber es trifft nicht zu.

Ein treuer Anhänger von Ariel Scharon und dessen einseitigem Rückzugsplan meinte kürzlich, dieser Plan habe "einen grundlegenden Mangel: Er enthält keine Vision, keinen diplomatischen Horizont, es fehlt ihm jede ideologische Dimension."1 Dieses Bild des israelischen Premierministers – als brillanter Taktiker, nicht jedoch als strategischer Denker – ist weit verbreitet. Aber es trifft nicht zu. Sicherlich gebührt Scharon ein Platz im Pantheon der meisterlichen Taktiker der modernen Politik. Er verfügt jedoch auch über eine langfristige Strategie – in die sich der Rückzugsplan wunderbar einfügt.

Scharons Vision ist nicht länger, wie oft angenommen, einen begrenzten palästinensischen Staat auf etwa 50 Prozent der Westbank zu schaffen. Er hat vielmehr einen palästinensischen Staat vor Augen, der einen beträchtlichen Teil der Westbank, möglicherweise sogar 80 Prozent des Gebietes umfasst.

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