Man reibt sich verwundert die Augen: Da steht die CDU kurz davor, der SPD das Thema Frauen- und Familienpolitik abspenstig zu machen und damit auf breiter Front in die lang angepeilten liberalen, großstädtischen Wählermilieus vorzudringen, um dann schließlich doch die Ministerin zurückzupfeifen. So schob die Partei dem Bestreben von Ursula von der Leyen, bis 2013 zusätzlich 500 000 Krippenplätze zu schaffen, vorerst einen Riegel vor.
Worum geht es in der überhitzten Debatte, die sich weniger zwischen Union und SPD als vielmehr in der Union selbst abzuspielen scheint? Allen Beschwichtigungsversuchen zum Trotz um einen – vielleicht den letzten – Kampf zweier Weltbilder. Auf der einen Seite stehen die christdemokratischen Traditionsbataillone, von Bischof Mixa bis Fraktionschef Kauder, die das lang gewachsene Idealbild der Kleinfamilie mit Alleinernährer und Hausfrau verteidigen, und auf der anderen Seite die Truppen der Ursula von der Leyen, die für eine Modernisierung der Partei und ihre Anpassung an die ökonomischen Realitäten eintreten.
Eines ist beiden Seiten gemein: Sie führen permanent das Kindeswohl im Munde. In Wahrheit wird aber dieses Motiv im Kampf der beiden familienpolitischen Lager zumeist instrumentalisiert.