Ausgabe März 2009

Kongo: Krieg gegen die Frauen

Es geschah an einem Nachmittag vor sieben Jahren. Fatuma Kayengelas Mann hatte die Tochter des Paares und ihre Cousine auf den Markt geschickt, um Öl für die Lampen zu kaufen. Als die beiden 15jährigen heimkehren wollten, versperrten Soldaten ihnen den Weg und nahmen die Mädchen mit. Bei Einbruch der Dunkelheit machten Fatuma und ihr Mann sich auf, die Kinder zu suchen, und erfuhren, dass aus der Schule Schreie und Weinen gehört worden waren. Dort fanden sie die Mädchen so auf, wie die Vergewaltiger sie zurückgelassen hatten. Sie liefen zur Polizeiwache, um Hilfe zu holen, aber die Polizisten sagten, gegen Soldaten seien sie machtlos. Als Fatumas Mann wütend wurde, drohten sie, ihn einzusperren. Dankbar, dass die Mädchen wenigstens noch lebten, nahm Fatuma sie mit nach Hause.

Das war mutig. Denn wer in der Demokratischen Republik Kongo eine Vergewaltigung überlebt, gilt als Paria. Tradition und Religion machen das Opfer für das Verbrechen verantwortlich und verächtlich – das einzige Verbrechen, das ganz und gar dem Opfer, der Frau oder dem Mädchen, angelastet wird. Sie ist „besudelt“, aber schlimmer noch und ihr eigentliches Verbrechen ist, dass ihre Vergewaltigung die soziale Stellung des Gatten oder Vaters, dem sie gehört, beschädigt. Um seinen Ruf wieder herzustellen, muss er sie verstoßen. Fatumas Mann verhielt sich anders: Er stand zu den Mädchen.

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