Ausgabe Oktober 2009

Bankenrettung ohne Verstand

Die Bundesrepublik befindet sich in der tiefsten Finanzkrise ihrer Geschichte. Neun deutsche Banken mussten bisher mit Staatshilfen vor der Pleite gerettet werden. Über 40 Mrd. Euro an direkten staatlichen Kapitalinjektionen wurden dabei auf Kosten der Steuerzahler in marode Finanzinstitute gepumpt. Hinzu kommen die Staatsgarantien für Bankverbindlichkeiten.

Deutschland stand in diesen zwei Jahren Finanzkrise mindestens einmal am Abgrund. So hätte eine Insolvenz der Hypo Real Estate (HRE) vermutlich nahezu den gesamten deutschen Finanzsektor in seiner Existenz bedroht. Mit Blick auf das „Ob“ der Bankenrettungen unter Beteiligung des Staates gehen deshalb die meisten Beobachter davon aus, dass dies der richtige Schritt war. Das „Wie“ der Stabilisierungsmaßnahmen hingegen gehört zu den folgenreichsten Fehlern der schwarz-roten Bundesregierung. Denn die Bankenrettung war erstens für den Staatshaushalt teurer als nötig. Zweitens hat sie die Gefahr einer Kreditklemme verstärkt. Und drittens hat der eingeschlagene Weg die Basis für die nächste Runde von Risikoexzessen an den Finanzmärkten gelegt.

Gefahr der Kreditklemme

Für die Banken sind die Zinsen zur Refinanzierung von Krediten derzeit so günstig wie selten zuvor: Nur ein Prozent müssen sie für die Geldaufnahme bei der Europäischen Zentralbank (EZB) bezahlen.

Sie haben etwa 12% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 88% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema Finanzmärkte

Dividenden statt Investitionen

von Aurora Li, Michael Peters, Uwe Zöllner

Ob bei der Wasserversorgung, in der Pflege oder im Gesundheitssektor: Bereits seit einigen Jahrzehnten kommt es selbst in systemrelevanten Bereichen immer wieder zu Privatisierungen – bei denen die kurzfristige Gewinnmaximierung zugunsten der Investoren oftmals das Geschäft bestimmt.

Von der Silicon Valley Bank zur Credit Suisse: Finanzmarktkrise 2.0?

von Rudolf Hickel

Fünfzehn Jahre nach der Finanzmarktkrise, die im September 2008 durch die Lehman-Pleite ausgelöst wurde und die Weltwirtschaft beinahe zum Absturz brachte, drohen erneut massive Turbulenzen im Kasinokapitalismus. In den USA erschütterte der Crash eines zuvor ziemlich unbekannten regionalen Spezialinstituts, der Silicon Valley Bank (SVB), die Finanzmärkte.