Ausgabe Juni 2011

Pardon wird nicht gegeben

Der Krieg gegen die Sowjetunion und die Verbrechen an Kriegsgefangenen

Am 22. Juni 1941 griff das nationalsozialistische Deutschland die Sowjetunion an. Vom ersten Tag an führte die Wehrmacht den Kampf mit großer Brutalität. Gleichwohl darf bezweifelt werden, dass die Soldaten, die am frühen Morgen des 22. Juni ihre Anordnungen erhielten, begriffen, welch ein Krieg ihnen bevorstehen würde. Sie erwarteten einen raschen Vormarsch, so wie in Polen, Frankreich und auf dem Balkan, nicht einen Vernichtungskrieg, der auch in der Hauptkampflinie mit bislang beispielloser Härte geführt wurde. Und schon gar nicht erwarteten sie, dass im Rahmen dieses Krieges systematisch Personengruppen vernichtet werden würden, die mit dem Kriegsgeschehen im engeren Sinn gar nichts zu tun hatten. Der Referenzrahmen „Krieg“ sah das nämlich bis dahin nicht vor.

Die Umwandlung einer 100 000 Mann starken Reichswehr ab 1933 innerhalb von nur sechs Jahren in eine 2,6 Millionen Männer zählende Wehrmacht, die 1939 den Krieg gegen Polen begann, war nicht nur ein Akt der materiellen Aufrüstung. Sie wurde begleitet von der Ausbildung eines Referenzrahmens, in dem das Militärische in einer zeit- und nationaltypischen Signatur positiv konnotiert war.

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